Hotel & Restaurant - Lindenhof1887 in Lunden

Chronik

- Historie -

Hotel & Restaurant - Lindenhof1887 in Lunden

Die kleine Chronik des Lundener "Lindenhofes"

von Henning Peters jun. (1979)

Der Lindenhof

Der Lundener „Lindenhof" wurde im Jahre 1887 gebaut, als der Sohn des Pütscherbruers (Pütscher=Töpfer; Bruer=Brauer) Christian Peters heiratete. Der „Pütscherbruer" wohnte auf einer Bauernstelle an der Ecke Wilhelmstraße/Klinkerstraße, wo zur Zeit (1985) Bürgermeister Jansen wohnt. Christian Peters hatte sich vom Knecht zum Bauern hochgearbeitet und in Wöhrden seine spätere Frau Anna Margarethe Jensen kennengelernt. Mit Landwirtschaft, Brauen von Braunbier und dem Überlandhandel mit Lundener Bier und Töpferwaren von der Geest war er zu Wohlstand gelangt.

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Der Sohn von Christian Peters, Henning Clausen Peters (1862 - 1927), heiratete am 27.12.1887 die Lundenerin Margarethe-Wilhelmine Engelhardt (1867 - 1909). Schwiegervater Johann Wilhelm Engelhardt besaß in der Friedrichstraße gegenüber vom Denkmalshügel einen uralten reetgedeckten Bauernhof; dieser wurde abgerissen und an dessen Stelle auf mehreren Parzellen neu gebaut. Von diesem alten Bauernhofe stammte noch ein riesiger Soot (Soot=Brunnen), der jahrzehntelang vor dem „Lindenhof“ lag und auf dem eine große eiserne Handpumpe stand.

Die beiden südlichen Parzellen waren Baustellen für das Dibbernsche Haus (jetzt Boysen/Gullatz) und für das dem Sattlermeister Johannes Meinert (jetzt Voß) zugehörende Anwesen. Auf einer größeren Parzelle baute „Pütscherbruer" Christian Peters für seinen Sohn, wahrscheinlich durch den hervorragenden Lundener Baumeister Reimer Hinrichs, eine Gastwirtschaft mit landwirtschaftlichen Stallungen und einer geräumigen Durchfahrt. Der Baumeister entwarf ein überaus gelungenes Bauwerk.

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Obwohl es sich um einen einfachen, unzählig häufig gebauten Haustyp handelte, drückten der Bauherr und der Baumeister diesem Zweckbau einen künstlerischen Stempel auf. Unter einem damals in Mode gekommenen Teerpappdach erstellten sie einen einfach gegliederten Backsteinbau. Die Hausecken erhielten einen rustikalen, Granitquader darstellenden, Verputz. Die Fensterpanele waren mehrfach kanelliert (kanneliert=Mit Rillen versehen); Rundbogen überwölbten die Fenster, die durch drei Scheiben in T-Form aufgeteilt waren. Wuchtige Fensterbänke ruhten auf „Löwentatzen”.

Der kleine Mittelgiebel erhielt doppelte Fenster, die wie die anderen reichlich, nach klassischer Formgebung, mit Stuck verziert waren. Besonders aufwendig und kunstvoll wurde die Haupttür mit mehrfachem Treppenpostament gestaltet. Rechts und links neben die Haupttür wurden bauchige, große Säulen gesetzt. Diese trugen ein breites Gesims mit Engeln, Füllhorn, Freudenpokal und Weintrauben. Die doppelflügelige Haustür selbst war eine wunderschöne Handwerksarbeit.

Trauf- und Giebelgebälk, wie auch das Giebelgesims, waren eine sehr hübsche Zimmermannsarbeit. Hier betrieb Henning Clausen Peters, allgemein „Henning vom Lindenhof” oder „Lindenhof“ genannt, eine sehr erfolgreiche Gastwirtschaft, daneben führte er seine Landwirtschaft und die väterliche Brauerei weiter. Der „Lindenhof“ war sehr beliebt als Ausspann für die Marschbauern, die die Wochen-, Jahr- und Viehmärkte - besonders die Pferdemärkte - besuchten.

Zu diesem Zweck waren im landwirtschaftlichen Teil des „Lindenhofes” neben Kuhstall, Schweinestall und sechs festen Pferdestallplätzen noch 20 bis 25 Unterstellmöglichkeiten für Pferde außerhalb des Stallgebäudes vorhanden. Außerdem war viel Platz vor dem Haus vorhanden, der Vorgarten wurde erst später eingerichtet. Gegenüber vom „Lindenhof“ befand sich an den Linden des Denkmalsplatzes ein Stangenrick, wo man Pferdegespanne festmachen konnte.

Die Gaststube lag damals noch im Norden des Wohnhauses, mit dem Eingang zur Nordseite, zur katzenkopf-gepflasterten „Dörchfohrt" hin. Die Schankstube war recht altmodisch im Stile der damaligen Zeit mit Schenkschapp und Tresen ausgestattet. Als modernstes Ausstattungsstück erfreute ein großes Grammophon mit riesigem grünen Schalltrichter die Gäste mit Musik.

Später wurde der „Lindenhof“ um einen südlichen Anbau und eine Bundesdoppelkegelbahn erweitert. Dabei wurden die ehemaligen Privaträume und das Fremdenzimmer nach Südosten und Süden in den vergrößerten neuen Gastraum mit einbezogen. Die Auffahrt vor dem „Lindenhof“ wurde zu einem Vorgarten umgestaltet, die vier Linden wurden mit einbezogen und der charakteristische Schmiedeeisenzaun mit dem rautenförmigen Maschengitter errichtet. Henning Peters vom „Lindenhof“ war ein stattlicher Mann. Er hatte aktiv beim 15-er Ulanenregiment in Straßburg gedient, er war Mitglied in der Scheiben- und Schützengilde, im Kriegerverein, Gewerbeverein, Boßelverein und in der Liedertafel.

Er war in mehreren Vereinsvorständen aktiv tätig und Ehrenmitglied und Mitbegründer des Boßelunterverbandes Dithmarschen. Die Liedertafel zeichnete ihn nach 40jähriger Mitgliedschaft mit der goldenen Ehrennadel aus. Selbstverständlich hatten viele Lundener Vereine im „Lindenhof“ ihr Domizil. Henning Peters vom „Lindenhof“ hatte zwei Söhne und vier Töchter. Seine Frau verstarb 42jährig im Jahre 1909 am Heiligen Abend im „Lindenhof“. Nach dem 1. Weltkrieg gab Henning Peters die Wirtschaft an seinen Schwiegersohn Ernst Kuberg ab.

Ursprünglich war sein ältester Sohn Christian Peters (1888 - 1964) ausersehen, den „Lindenhof“ weiterzuführen. Dieser war hinter dem Schanktisch aufgewachsen und hatte als Jüngling den Haus-, Pferde- und Stallknecht gespielt. Doch seine junge Frau Margarethe Siercks (1892 - 1975) konnte sich nicht damit anfreunden, Wirtin zu werden, so daß Christian Peters eine kleine Hofstelle in „Sandbargen" an der Gr. Bergstraße erwarb und sich der eigenen Landwirtschaft widmete.

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Zeitweise war auch der jüngste Sohn von Henning Peters, Helmut Henning Peters (l906 - 1945), genannt „Heddi", Mitbetreiber des „Lindenhofes“. Jedoch war dieser noch recht jung und kein Geschäftsmann, so daß hauptsächlich Ernst Kuberg mit seiner Ehefrau Else, geb. Peters, den „Lindenhof“ betrieb. Ernst Kuberg hat Ende der 20-er Jahre die Kegelbahn erneuert. ln dieser Form bestand sie bis in die 70-er Jahre hinein. Henning Peters starb 65jährig im Jahre 1927. Als nun in den folgenden Jahren die anderen Erben vom „Lindenhof“ auf Auskehrung ihrer Erbteile drangen, mußte der Lindenhof nach 40-jährigem Familienbesitz verkauft werden.

Mathilde ("Tille”) Jürgens verkaufte ihr Haus in der unteren Friedrichstraße und erwarb davon 1930 den „Lindenhof”. „Tille” Jürgens bewirtschaftete den „Lindenhof“ bis 1947 (sie starb 1948). Sie ließ den Lindenhof im wesentlichen unverändert, nur die Toiletten wurden erneuert. 1947 übernahmen ihr Schwiegersohn Erwin Bach und Frau Ilse geb. Jürgens, den „Lindenhof". Die in der Bevölkerung sehr beliebten Wirtsleute Erwin und Ilse bewirtschafteten den „Lindenhof" bis 1968. Sie modernisierten den „Lindenhof“ grundlegend, indem sie Zentralheizung anlegen ließen, das gesamte Haus mit fließendem Wasser versorgten, die Badestuben auf den modernsten Stand brachten, eine völlig neue Küche installierten, neue und größere Toiletten im Stallteil unterbrachten und zwischen Stallgebäude und Kegelbahn den „Grünen Salon“ errichten ließen. Erwin Bach ist heute noch in seinem Ruhestand einer der treuesten Senioren des weitbekannten Stammtisches des „Lindenhofes".

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Von 1968 bis 1980 bewirtschafteten Willi und Martha Engel als Besitzer den „Lindenhof“. Beide leben seitdem im Ruhestand in der Landschaft Kelidingen, „op de günt Siet vun de Elv” (auf der anderen Seite der Elbe).

Seit August 1980 bewirtschaften Peter Hermann Maaß und seine Ehefrau Rosemarie sehr erfolgreich als Besitzer den „Lindenhof“ zu Lunden. Unter ihrer sachkundigen Führung blühte und gedieh der „Lindenhof“ in eine gute Zukunft.

1994 wurde der Saal von der Kapazität für bis zu 120 Personen erweitert, 1997 wurde die Küche umgebaut. 2004 erfolgte die Renovierung des Saales.

2013 übernahm Tjark-Peter Maaß und seine Lebensgefährtin - heute Ehefrau - den elterlichen Betrieb. 2014 wurde der Lindenhof um einen Neubau mit sechs Doppelzimmern, einem Restaurant mit 45 Plätzen, Lager und Personalräumen erweitert. 2017 wurde der Clubraum modernisiert.

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Der nun 100 Jahre alte „Lindenhof” mit den vier Linden im schönen Vorgarten ist in die Geschichte Lundens eingegangen und nicht mehr wegzudenken. Trotz mehrerer Besitzer hat der „Lindenhof“ sein ursprüngliches, charakteristisches und außerordentlich formschönes Gesicht behalten.

Man muß den Besitzern des „Lindenhofes“ in Lunden ein großes Lob aussprechen, daß sie alle einen maßvollen Blick für die Schönheit dieses Gebäudes hatten und die Bausubstanz und die Fassade unangetastet ließen.

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